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"An excellent description of system-of-systems thinking", Alyssa Coghlan
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Das Akronym ESB und ein damit verwandtes - SOA - kann Verwirrung hervorrufen. ESB steht für "Enterprise Service Bus" - ein Datenbus zur Bereitstellung von Diensten in Unternehmen. SOA steht für "Service Oriented Architecture" - eine dienstorientierte Architektur.
Das macht diese Begriffe noch nicht wirklich verständlich. Daher versuchen wir im Folgenden einige Klartext-Informationen zu dem Thema zu geben, unter Vermeidung allzu vieler Marketing-Phrasen.
Stellen Sie sich einmal vor, was im Einzelnen geschieht, wenn Sie sich mit der Benutzeroberfläche Ihrer Banking-Anwendung anmelden:
Nun ist es sehr wahrscheinlich, dass all diese Teile zu verschiedenen Systemen und Anwendungen gehören, von denen jede ihre Daten über irgendeine Art von Schnittstelle zur Verfügung stellt (REST, JSON, AMQP, SOAP, FTP, CSV, es spielt eigentlich keine Rolle):
Die Frage ist nun, wie bringt man seine Banking-Anwendung dazu, mit 1-5 zu reden? Die Antwort ist: Man versucht genau das eben nicht.
Dies ist die entscheidende Grundlage dafür, dass derartige Umgebungen über eine Handvoll von Systemen hinaus skalieren können. Man lässt die Systeme nicht direkt miteinander reden.
In dem untenstehenden Diagramm wird jeder Aufruf eines Dienstes, der von einem anderen System zur Verfügung gestellt wird, durch eine andersartige Linie dargestellt:
Beachten Sie, dass wir dabei nicht einmal die übergeordneten Prozesse dargestellt haben (App 1 ruft App 2 und entweder App 3 oder App 5 auf, je nachdem, ob eine frühere Antwort von App 6 erfolgreich war, so dass App 4 zu einem späteren Zeitpunkt Daten abrufen kann, die von App 2 zur Verfügung gestellt werden, aber nur, wenn App 1 dies nicht verbietet, usw.)
Beachten Sie außerdem, dass wir hier nicht über Server reden - jedes der Systeme kann durchaus auf 10 physischen Server laufen, so dass wir mindestens 60 physische Komponenten haben könnten, die alle miteinander reden.
Es werden hier schon einige Probleme offenbar.
Wie hält man die Schnittstellen auseinander? Wie plant man Rollouts? Wie koordiniert man Updates oder geplante Wartungszeiten, wenn alle Anwendungen von unterschiedlichen Teams, Hersteller oder Abteilungen betreut werden, und die Hälfte der ursprünglichen Entwickler das Unternehmen schon verlassen hat?
Wenn Sie meinen, dass man 6 solcher Anwendungen noch handhaben kann, was machen Sie, wenn Sie 30 davon haben?
Können Sie mit 400 noch zurechtkommen? Wie ist es mit 2000? Jede Anwendung kann ein besonderes Ökosystem für sich selbst sein, das 10 Server oder andere Geräte benötigt, auf denen es läuft, so dass man es mit zwanzigtausend beweglichen Teilen zu tun hat, die über Kontinente und alle Arten von technischen und kulturellen Grenzen hinweg verstreut sein können, und all diese Teile möchten ständig und unaufhörlich Mitteilungen miteinander austauschen und immerzu miteinander schwatzen, ohne jemals eine Pause zu machen. (Wir ersparen Ihnen ein Diagramm dazu.)
Für diese Situation gibt es ein schönes Wort: Es heißt "Kuddelmuddel".
Als erstes sollte man ehrlich zugeben, dass die Situation außer Kontrolle geraten ist. Das ermöglicht es einem, ohne allzu große Schuldgefühle nach Abhilfemaßnahmen auszuschauen. Ok, es ist eben passiert, Sie hatten keine bessere Lösung gesehen, aber es gibt nun eine Chance, wieder Ordnung in das Chaos zu bringen.
Dies kann eine organisatorische Änderung im Ansatz bedeuten, wie man IT betreibt, doch ein anderer Schritt ist, sich daran zu erinnern, dass Systeme und Anwendungen nicht nur einfach dafür gebaut worden sind, Daten hin und her zu schieben. Sie sind dafür gedacht, Geschäftsprozesse zu unterstützen, egal was Ihr Geschäft ist, ob es um Banking, Audio-Aufnahmen, Funkortungs-Geräte geht, oder was auch immer.
Wenn man sich dies einmal klar gemacht hat, kann man damit anfangen, seine Systeme um die einzelnen Dienste herum zu bauen oder neu zu entwerfen.
Ein Dienst ist dabei irgendetwas Interessantes, Wiederverwertbares und Atomares, das von einem System anderen Anwendungen zur Verfügung gestellt wird, damit diese es sinnvoll nutzen können, das aber niemals direkt in einer Punkt-zu-Punkt-Verbindung offengelegt wird. Dies ist die knappste sinnvolle Definition für einen Dienst.
Wenn eine gegebene Funktionalität eines Systems diese drei Voraussetzungen erfüllt, das heißt, wenn sie
I nteressant
W iederverwertbar
A tomar
ist, dann ist es sehr gut vorstellbar, dass sie als Dienst anderen Systemen zur Verfügung gestellt werden sollte, allerdings niemals direkt.
Wir wollen diesen IWA-Ansatz anhand einiger Beispiele diskutieren.
Größe | Anmerkungen |
---|---|
Umgebung | Das CRM einer Elektrizitätsgesellschaft |
Funktionalität | Eine Liste von Kunden zurückgeben, die in einem Selbstbedienungsportal im Q3 2022 aktiv waren |
Ist es interessant? | Ja, sehr interessant. Hieraus können alle möglichen nützlichen Berichte und Statistiken erzeugt werden. |
Wiederverwertbar? | Nein, nicht wirklich. Es erlaubt zwar übergeordnete Konstruktionen, etwa die Statistik für ein ganzes Jahr, aber es ist klar, dass es im Jahr 2028 nicht mehr wirklich gebraucht wird. |
Ist es atomar? | Höchstwahrscheinlich ja. Wenn es ähnliche Dienste für andere Quartale gibt, wäre es möglich, eine Übersicht über das ganze Jahr zu bekommen. |
Wie wird es IWA? | 1) Der Dienst sollte beliebige Start- und Enddaten annehmen, statt auf ein bestimmtes Quartal limitiert zu sein. 2) Der Dienst sollte beliebige Anwendungen, an denen man interessiert ist, als Eingabe-Parameter annehmen, er darf nicht nur hart-kodiert das Portal berücksichtigen |
Größe | Anmerkungen |
---|---|
Umgebung | E-Commerce-Site |
Funktionalität | Alle Informationen zurückgeben, die jemals zu einem gegebenen Kunden gesammelt wurden |
Ist es interessant? | Sicherlich. Wenn man Zugang zu allen Informationen hat, kann man immer auswählen, was man davon wirklich braucht. |
Wiederverwertbar? | Komischerweise nicht wirklich. Es wird kaum Anwendungen geben, wenn überhaupt, die an jeder einzelnen gespeicherten Information zu einem Kunden interessiert sind. |
Ist es atomar? | Definitiv nicht. Diese Monster-Funktionalität ist zwangsläufig aus dutzenden kleinerer Teile logisch zusammengesetzt. |
Wie wird es IWA? | 1) In kleinere Stücke aufteilen. Überlegen Sie, wodurch Kunden beschrieben werden - sie haben Adressen, Telefonnummern, Lieblingsprodukte, bevorzugte Kontaktmethoden usw. - diese Dinge sollten alle zu unabhängigen Diensten gemacht werden. 2) Einen ESB benutzen, um aus den atomaren Diensten einen zusammengesetzten Dienst zu machen. |
Größe | Anmerkungen |
---|---|
Umgebung | Irgendein CRM irgendwo |
Funktionalität | Die Spalte CUST_AR_ZN in der Tabelle C_NAZ_AJ aktualisieren, nachdem jemand ein Benutzerkonto eingerichtet hat |
Ist es interessant? | Überhaupt nicht. Dies ist eine interne Funktion eines CRM. Niemand, der recht bei Trost ist, will mit einer Funktionalität auf so einer niedrigen Ebene zu tun haben. |
Wiederverwertbar? | Wahrscheinlich schon. Ein Benutzerkonto kann über verschiedene Kanäle angelegt werden, das scheint also etwas Wiederverwertbares zu sein. |
Ist es atomar? | Anscheinend ja. Es ist ja ein einfaches Update einer Spalte in einer Tabelle. |
Wie wird es IWA? | Sie sollten nicht einmal daran denken, daraus einen Dienst zu machen. Es ist nicht interessant. Niemand möchte über bestimmte Spalten und Tabellen in einem System nachdenken. Dies ist ein verzwicktes Detail eines CRMs, weswegen man darauf keinen Dienst aufsetzen sollte, egal wie wiederverwertbar oder atomar es ist. Es ist die Aufgabe Ihres CRMs, sich damit zu befassen; niemand sonst sollte damit zusätzlich belastet werden. |
Größe | Anmerkungen |
---|---|
Umgebung | Mobilfunkanbieter |
Funktionalität | Eine Prepaid-Karte in einem Gebührenabrechnungssystem aufladen |
Ist es interessant? | Sogar äußerst interessant. Jeder möchte es verwenden, über SMS, Sprachdialogsysteme, IM, Portale, Geschenkkarten usw. |
Wiederverwertbar? | Sehr wiederverwertbar, es kann in alle möglichen übergeordneten Prozesse eingebaut werden. |
Ist es atomar? | Ja. Aus Sicht der aufrufenden Anwendung kann es eine Karte entweder aufladen oder nicht. Dass im Gebührenabrechnungssystem diese Funktionalität als eine Reihe von Schritten implementiert ist, spielt dabei keine Rolle. Für das Geschäft ist dies ein atomarer, unteilbarer Dienst, der von einem Gebührenabrechnungssystem angeboten wird. |
Wie wird es IWA? | Es ist schon IWA. |
Wenn Sie in den letzten 50 oder so Jahren irgendetwas programmiert haben, werden Sie sicher bemerkt haben, dass einen Dienst bereitzustellen genau das gleiche ist, wie ein API in einem Teil des Programmcodes für einen anderen bereitzustellen. Der einzige Unterschied ist, dass man es nicht mit Teil-Modulen eines einzelnen Systems zu tun hat, sondern dass man auf der Ebene einer ganzen Umgebung von völlig verschiedenen Systemen arbeitet.
Nachdem Sie nun wissen, dass Systeme Informationen nicht direkt miteinander austauschen sollten, und verstehen, was ein Dienst ist, können Sie anfangen, einen ESB zu verwenden.
Es wird nun zur Aufgabe des ESB, die Dienste der integrierten Systeme bereitzustellen und aufzurufen. Auf diese Weise muss in den meisten Fällen nur eine Zugriffsmethode, eine Schnittstelle, zwischen jedem System und dem ESB definiert werden.
Wenn man also, wie in dem obigen Diagramm, 8 Systeme hat, dann gibt es 16 Schnittstellen (eine in jeder Richtung), die man erzeugen, betreiben, verwalten und im Auge behalten muss.
Ohne einen ESB hätte man es mit 56 Schnittstellen zu tun, über die man nachdenken muss (unter der Annahme, dass jedes System mit jedem anderen spricht).
40 Schnittstellen weniger bedeutet weniger Verschwendung von Zeit und Geld. Das ist einer der Gründe, warum Ihre Freitage entspannter sein werden.
Allein diese Tatsache sollte einen stark darüber nachdenken lassen, einen ESB einzuführen.
Wenn eines der Systeme völlig umgeschrieben wird, der Eigentümer geändert wird, oder zwischen Abteilungen und Herstellern aufgespalten wird, dann ist es die Aufgabe der ESB-Leute, Anpassungen für solche Änderungen zu machen. Keines der anderen Systeme wird dies auch nur bemerken, weil ihre Schnittstellen mit dem ESB davon völlig unberührt bleiben.
Wenn Sie anfangen, IWA-Dienste als Ihr tägliches Brot anzusehen, dann können Sie damit beginnen, an zusammengesetzte Dienste zu denken.
Erinnern Sie sich an den Dienst vom Typ 'gib-mir-alles-was-du-über-den-Kunden-weißt' von vorhin?
Es war keine gute Idee, diesen Dienst zu erzeugen, aber manchmal hat man es mit Client-Anwendungen zu tun, die aggregierte und zusammengefasste Informationen benötigen. Die ESB-Leute sind dann dafür verantwortlich, die besten atomaren Dienste auszuwählen, aus denen sie für diesen speziellen Client, der diesen speziellen Satz von zusammengesetzten Daten benötigt, einen zusammengesetzten Dienst bauen.
Im Laufe der Zeit wird die ganze Organisation verstehen, dass es nicht mehr um Datenbank-Tabellen, Dateien, Batch-Skripte, Funktionen, Routinen oder Datensätze geht. Es geht stattdessen um eine Architektur, die sich um interessante, wiederverwertbare und atomare Dienste dreht, die Anwendungen dem ESB anbieten.
Die Leute werden nicht mehr denken, dass Anwendungen und Systeme direkt einander Dinge zusenden. Sie werden den ESB als ein universelles Zugangstor zu interessanten Diensten sehen, die ihre Systeme verwenden können. Und sie werden nicht einmal mehr darüber nachdenken, wer genau was zur Verfügung stellt; ihre Systeme werden nur noch mit dem ESB zu tun haben.
Es braucht Zeit, Geduld und koordinierte Anstrengungen, aber es ist durchaus machbar.
Die beste Weise, das ganze SOA-Konzept zu ruinieren, ist, einen ESB auszurollen und zu erwarten, dass sich die Dinge dadurch von selbst regeln. Auch wenn es eine blendende Idee ist, wird nur dadurch, dass man einen ESB installiert, leider noch nicht viel erreicht.
Bestenfalls bleibt dadurch, dass man, wie in dem untenstehenden Diagramm, etwas unter den Teppich kehrt, alles so wie es vorher war.
Ihre IT-Leute werden ein solches System hassen, und ihr Management wird zwar zuerst den ESB als einen neuen Modetrend tolerieren, aber später wird er zum Gegenstand des Gespötts. "Was, diese neue Wunderlösung? Hahaha."
Solche Konsequenzen sind unvermeidbar, wenn ein ESB nicht zum Teil eines größeren Plans gemacht wird, der die Dinge wirklich vorwärts bringt.
Nein, ganz und gar nicht. Er ist in jeder Situation, wo mehrere Datenquellen und mehrere Zugriffsmethoden miteinander kooperieren müssen, um ein interessantes Ergebnis zu erzielen, eine gute Wahl.
Zum Beispiel könnte die letzten Werte von Temperatursensoren abzufragen und sie in verschiedenen Kanälen zu veröffentlichen, etwa als E-Mail-Alarme oder über eine iPhone-App, sehr passend für eine Integrationsplattform sein.
Periodisch zu prüfen und zu überwachen, ob alle kritischen Anwendungen einwandfrei laufen, andernfalls ein vorkonfiguriertes Skript laufen zu lassen und gleichzeitig eine Textmitteilung an Admins zu senden, klingt auch nach einem passenden Einsatzfeld.
Alles, was in eine klare, wohldefinierte Umgebung integriert werden muss, ist wahrscheinlich gut als ESB-Dienst geeignet, aber die Entscheidung, ob etwas wirklich optimal zusammenpasst, ergibt sich erst aus der eigenen Erfahrung. Natürlich können die Autoren von Zato hier weiterhelfen.
Ja, das ist sicherlich, was Ihnen gewisse Leute einreden möchten.
Wenn Mitarbeiter oder Hersteller, mit denen Sie gearbeitet haben, Dinge getan haben wie eine CSV-Datei per Base64 zu kodieren, um sie Ihnen in einer SAML2-gesicherten SOAP-Nachricht zuzuschicken, dann ist es völlig verständlich, dass Sie einen solchen Eindruck bekommen haben könnten.
XML, SOAP und Webservices haben wie alles ihren Anwendungsbereich, aber sie können missbraucht werden.
Bei SOA geht es um eine saubere und wartbare Architektur. Ob ein bestimmter Dienst dabei SOAP benutzt oder nicht, ist hierfür ziemlich irrelevant. Als ein Architektur-Ansatz wird SOA immer sinnvoll sein, selbst wenn überhaupt keine SOAP-Dienste verwendet werden.
Wenn ein Architekt ein wunderschönes Gebäude entwirft, kann er auch nicht wirklich Einfluss auf die Farben nehmen, die von den Bewohnern für die Inneneinrichtung gewählt wird.
Bei SOA geht es also nicht wirklich um XML, SOAP und Webservices. Dies kann zwar alles verwendet werden, aber es ist nicht die eigentliche Geschichte, um die es hier geht.
Vielleicht können Sie Ihre irregeleiteten Kollegen auf diesen Artikel verweisen, damit sie verstehen, worum es bei SOA wirklich geht.
Dieses Kapitel behandelt nur die absoluten Grundlagen, sollte Ihnen aber dennoch ein gutes Verständnis dafür geben, wie ESB und SOA aussehen sollten, und was benötigt wird, um damit erfolgreich zu sein.
Einige weitere Themen, über die Sie nachdenken sollten, die hier aber nicht behandelt werden:
Zato ist ein in Python geschriebener ESB und Applikationsserver, der dafür verwendet werden kann, Middleware und Backend-Systeme zu bauen. Es handelt sich um Open-Source-Software, für die es sowohl kommerziellen Support als auch Support durch die Community gibt. Und Python ist eine Programmiersprache, die berühmt für ihre einfache Nutzung und Produktivität ist.
Indem man Python und Zato verwendet, kann man produktiver sein und weniger Zeit mit Ärgernissen verbringen.
Zato wurde von Pragmatikern für Pragmatiker geschrieben. Es ist nicht noch ein weiteres schnell von einem Hersteller auf der Welle des ESB/SOA-Werberummels zusammengeschustertes System.
Vielmehr wurde es aus der praktischen Erfahrung geboren, die Feuer löschen zu müssen, die durch solche Systeme entstanden sind. Tatsächlich haben die Autoren von Zato so viel Zeit mit solchen Horror-Umgebungen verbracht, dass sie praktisch feuerresistent wurden.
Dies ist das Schmiedefeuer, das Zato hervorgebracht hat, und der Grund, warum es eine Produktivität und Anwendungsfreundlichkeit bietet, die man in anderen scheinbar ähnlichen Lösungen nicht findet.
Wir sehen uns dort!